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Die *Friedhofs~Begegnung* der besonderen Art

Einmal im Jahr fahre ich mit meiner Familie in den Kurzurlaub, für ein paar Tage. Wir haben ausgemacht, einen Teil  der Zeit verbringen wir zum Entspannen und Relaxen in der Therme, wo aber auch ordentlich gehüpft, gerutscht und wellengeritten wird.

Der Rest wird der Kultur gewidmet. Heuer stand das Naturhistorische Museum am Plan. Für den Besuch dieses Schatzes allein brauchts schon mehrere Stunden.

Bei der Hinfahrt erzählte Dominik, dass er in der Schule gerade über Johann Strauss lernt, und er soll bis nach den Ferien verschiedenes Material darüber zusammentragen.

Jetzt hatte mein Mann die Idee: "Johann Strauss ist in Wien am Zentralfriedhof beerdigt, wir fahren hin und machen ein Foto von dir und dem Grab!" Na wenn wir schon da sind!

 

Gesagt getan. Schnell noch googeln, wie lange man fährt und wo das Grab liegt und los gehts. Durch die Wirren der Großstadt, für uns Kärntner vom Berg ganz etwas erschreckend Ungewöhnliches. Ich bin so dankbar, dass ich nicht fahren musste!

Endlich am besagten Friedhof angelangt, und nach langem Suchen das richtige Tor gefunden, marschierten wir auch schon los. Zielstrebig zum Grab von Johann Strauss. Lange sollten wir uns jedoch nicht  aufhalten, denn die 4stündige Heimreise stand uns noch bevor.

Welch eigenartige Stimmung auf diesem Fleckchen Erde spürbar ist, kann ich kaum beschreiben. Einerseits überwältigend und machtvoll, andererseits so verletzlich und still, eine Mischung aus Dankbarkeit und Vergessenheit, so kam es mir auf jeden Fall vor. Domink war einfach nur begeistert und mein Mann ganz ruhig und glücklich, so viele Motive  vor seiner Linse zu haben, die nur auf sein Abdrücken der Kamera warten.

 

 

Zufall ist der Augenblick, wo Gott anonym bleibt.

 

In unserer haltlosen Begeisterung, die uns immer weiter in den Friedhof hineinführte, begegneten wir diesen älteren Herren, oben im Bild ganz rechts zu sehen.

Er sprach uns direkt an, den Kärnter in Wien muss man einfach ansprechen, logo.

Nach einem kurzen und freundlichen Austausch, machte er uns den Vorschlag, eine kleine Runde mit uns durch dieses übermächtige Anwesen zu spazieren und uns dann bis zu dem Tor, wo ja das Auto steht zu begeleiten.

 

Wir nahmen natürlich gerne dankend an......

 

Er erzählte uns, dass er gerade seine Frau besuchte, die seit 6 Jahren hier am Friedhof beerdigt liegt, er komme 3, 4 mal die Woche hierher und manchmal spricht er Leute an und begleitet sie, so wie uns. Er kann uns jede Menge zeigen, und für ihn selbst wäre die Zeit für heute etwas kurzweiliger.

Wir hätten wirklich was versäumt, hätten wir diesen Engel von Menschen nicht getroffen.

Er führte uns in die prunkvolle Friedhofskirche und deren Crypta, die wir sonst niemals zu Gesicht bekommen hätten. Brachte uns zu den Ehrengräbern, den Bürgermeistern, den Waldfriedhof, zeigte uns jüdische,- islamische,- moslemische,- buddhistische Gräber, die Babygräber, wo´s mir durch Mark und Bein fuhr, zeigte uns das Grab von Falco, und wir spazierten quer durch  den Park der Ruhe und Kraft und selbstverständlich alles mit genauer Erklärung. Selbst sein Insiderwissen vertrauter er uns geheimnisvoll an.

 

Diese nette Führung dauerte eine gute Stunde, quer durch den Gemüsengarten, äh sorry Zentralfriedhof von Wien. Ganz etwas besonderes wie ich finde, wir alles waren ergriffen und begeistert zugleich für dieses einzigartige Geschenk an uns. Beim Ende angelangt verabschiedeten wir uns. "Bis zum nächsten Mal" meinte er, "ich werde da sein"..... und ging zur Staßenbahn, winkte uns noch einmal zu und verschwand im hektischen Treiben der Stadt.

 

Vielen Dank, unbekannter Mann!

 

 

Wir hatten nicht einmal nach seinen Namen gefragt.

Zuhause beim Ansehen der Fotos, haben wir in *zufällig* entdeckt!

 

Hier möchte ich gerne ein paar Information über den Zentralfriedhof, die wir bei dieser einzigartigen Führung erhalten haben, an Euch weitergeben.

Im Jahr 1874 wurde der Friedhof eingeweiht und im Laufe der Geschichte 7 x erweitert. Zuletzt 1921.... Geplant wurder er von den Gartenarchitekten Karl Jonas Mylius und Alfred Friedrich Bluntschli. 1907 - 1910 wurde die Friedhofskirche  "Zum Heiligen Karl Borromäus" errichtet. Eine der bedeutendsten Kirchbau des Jugendstils.

 

Heute präsentiert sich der Zentralfriedhof als die bedeutendste Begräbnisstätte Wiens und als Friedhof für alle Religionen, u.a. für Christen verschiedenster Konfessionen, Juden, Moslems und Buddhisten. Die Mauer, die den Friedhof umringt hat eine Gesamtlänge von 8 km.

Auf einer unglaublichen Größe von 2,5 Millionen m2 finden geschätzte 3 Millionen Menschen hier ihre letzte Ruhestätte.

Unter dem zahlreichenToten finden sich ca. 1000 berühmte Persönlichkeiten wie z. B.  Strauss, Beethoven, Falco, Brahms, Hans Moser, Karl Farkas, Theo Lingen, Nestroy, Hörbiger, Curd Jürgens, Leopold Fiegel, Helmut Zilk usw. .... um nur einige zu nennen.

 

Eine große Wiese dient als letzte Ruhestätte für mehr als 13.000 Menschen, die sich aus Idealismus bereit erklärt haben, ihren Körper der medizinischen Wissenschaft zur Verfügung zu stellen. Jährlich werden etwa 600 bis 700 Verstorbenene, die das Letzte, das man geben kann, gegeben haben, in der Grabstätte der Anatomie beigesetzt.

 

Im Allgemeinen finden ca. im 20 Minuten - Takt Beerdigungen am Wiener Zentralfriedhof statt.